Tagebuch von Eduard Mollner - Der Paypal-Anruf

Tagebuch von Eduard Mollner - Der Paypal-Anruf

Eduard Mollner ist den Lesern meines Buches "IT-Security - immerhin besser als Fußpilz" bestens bekannt. Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit hatte, einmal mehr einen Blick in sein Tagebuch zu werfen. Einen Auszug habe ich für euch herausschreiben können. Ich bleibe dran, um möglichst bald, mehr zu erfahren.

Mehr von ihm gibt es in meinem Buch unter: https://www.peter-debus.de/it-security-immerhin-besser-als-fusspilz/

Auszug aus dem Tagebuch von Eduard Mollner

05.09

10:31
Schöner Tag heute. Sitze im Wohnzimmer und spiele Schiffe versenken. Habe es noch nicht verstanden, aber konnte bisher alle meine Schiffe treffen. Freue mich.

10:32
Mein Telefon klingelt irgendwo am anderen Ende des Raumes. Schleiche mich möglichst leise zum Telefon, um den Anrufer notfalls unbemerkt noch wegdrücken zu können.

„Anonym“. „Klingt geheimnisvoll“, denke ich mir und gehe gespannt ran. Melde mich mit möglichst tiefer Stimme, um direkt Eindruck zu hinterlassen. Verschlucke mich und huste „Mollner“ in den Hörer.

„Lieber Paypal-Kunde. Ihr Konto weist einen Rückstand von -739 EURO auf. Ihr Konto ist daher bis auf weiteres gesperrt. Prüfen Sie Ihr Konto umgehend oder drücken Sie die 1, um mit einem unserer Mitarbeiter verbunden zu werden.“

Wundere mich. Habe in letzter Zeit nichts Teures gekauft. Drücke ganz fest die 1, um meinen Willen zur schnellen Aufklärung zu unterstreichen.

10:34
Höre immer noch die Warteschlangen-Musik, während ich mit Sekundenkleber versuche, die herausgebrochene Taste 1 wieder am Hörer zu fixieren.

10:36
Warte immer noch und fluche mehrfach „Personalmangel“, in den Raum. Die Sugababes singen mir „Push the Button“ in mein Ohr. Schaue auf den Sekundenkleber und die um 8 Grad nach rechts gedrehte 1 auf meinem Hörer und entscheide mich nicht Folge zu leisten.

10:45
Eine Dame nimmt meinen Anruf an und fragt mich nach meinem Namen.

„Eduard Mollner und Sie?“ frage ich, um das Gespräch auf eine persönliche Ebene zu bringen.

10:50
Die liebe Lydia ist sehr hilfsbereit. Sie bietet mir an, mit mir gemeinsam das Problem in meinem Konto einmal anzusehen. „DAS ist Service“, rufe ich euphorisch in den Hörer. „Da merkt man gleich, dass ihr ein amerikanisches Unternehmen seid!“ Habe in den letzten Jahren immer wieder schlechte Erfahrung mit Servicefällen gemacht. Warte heute noch auf einen Rückruf von Wirecard nach meiner letzten E-Mail. Wenn es so weiter geht, verkaufe ich meine Anteile! Dabei hatten sie mir im letzten Gespräch damals versprochen… Weiß ich gar nicht mehr so genau, was eigentlich. Ist mir wohl entfallen. Passiert den Besten…

10:59
Lydia hat mir die letzten 9 Minuten einen eingängigen, leicht zu benutzenden Link durchgegeben. Setze mich an mein Notebook und gebe ihn ein.

11:06
Eine Seite öffnet sich. Perfekt! Teile Lydia mit, dass wir beide als Dreamteam jetzt zur Tat schreiten können und lache verführerisch in den Hörer. Das perfekt vorgespielte neckende Desinteresse durch Schweigen ihrerseits belustigt mich.

11:07
Lydia bittet mich einen Code einzugeben, um mit mir gemeinsam in mein Konto schauen zu können. Tippe den Code ein. „Klappt ja wunderbar, Lydia“, setze ich meinen Alltagshumor geschickt ein und setze am Ende ein geschicktes „Hm?“ ein, um eine Reaktion zu provozieren.

11:08
Lydia fragt, ob ich endlich auf „OK“ drücken könne. Stimmt, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Drücke auf „OK“ und sehe wie Lydia, den Browser auf meinem Notebook öffnet. Sie teilt mir mit, dass sie sich nun einmal das Problem anschaut und ich mich ein klein wenig gedulden solle.

11:11
Schieße ein paar Löcher in das riesige Schiff auf C3-C8. Lydia bereitet unsere Klärung weiter vor.

11:15
Werde aus meinen Gedanken gerissen. Ein Piepton ertönt aus dem Lautsprecher meines Notebooks. Der Virenscanner macht mit einer Meldung auf sich aufmerksam. „Lydia, ich glaube wir müssen vorher kurz die Welt retten, bevor wir mein Konto klären können“, sage ich und öffne mein Anti-Viren-Programm. Die Meldungen und Statusbenachrichtigungen sind leuchtender orange als die Gesichtsfarbe von Donald Trump.

11:16
Lydia redet beruhigend auf mich ein. Das machen Teampartner in einer Gefahrensituation! Die werden bei Paypal aber auch gut geschult, Wahnsinn!

11:25
Ich bin glücklich! Obwohl sie dafür gar nicht bezahlt wird, hat mir Lydia angeboten, sich um das Virenproblem zu kümmern und sich anschließend wieder bei mir zu melden. Habe sie nach ihrer Nummer gefragt und direkt angemerkt, dass ich hoffe, ihre Nummer beinhaltet keine 1. Die firmeninternen Richtlinien erlauben ihr nicht, ihre Nummer preiszugeben. Verstehe ich natürlich und lege beruhigt auf.

Lehne mich zurück und schaue dem von Lydia initiierten Fortschrittsbalken zu, wie er sich den 17% nähert. Gut, wenn man Teampartner hat!

ÜBER DEN AUTOR

Autor

Peter Debus

Peter Debus ist der Security-Coach für Unternehmen und Menschen, die digitale Daten besitzen. Er ist Unternehmer und Experte für IT-Security und Digitalisierung. Er hat gemeinsam mit seinem Team bereits zahlreiche Projekte umgesetzt und Unternehmen jeglicher Größe zu IT-Security-Themen und Herausforderungen beraten. Als Speaker und Autor ist er auf zahlreichen Veranstaltungen unterwegs. Seine Leidenschaft ist es, IT-Security für alle Menschen greifbar und umsetzbar zu machen. In diesem Blog erfährst du mehr über seine Themen und Meinungen.

Vorträge und Keynotes zu IT-Security, Live-Hacking und Digitalisierung

Mit Peter Debus

UI FunnelBuilder

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